Rund um die Schweiz - Eine Reise im Grenzbereich

Sommer 1995 - Ruedi Anneler, Büren a.A., Schweiz

Übersicht

Übersichtskartezoom

Einundzwanzig Tage dauernde, mental und konditionell anspruchsvolle Tour mit dem Liegerad und zu Fuss rund um die Schweiz.

Gesamte Länge zirka 2'060 km, davon 1'860 km auf der Strasse (Liegerad) und gut 200 km zu Fuss mit total 33'795 Höhenmetern (nur Anstiege). Tiefster Punkt 200 Meter über Meer (Lago di Como), Höchster Punkt 2'881 Meter über Meer (Col d'Olen). Maximale Steigung auf der Strasse um die 14% (im Anstieg zum Stilfserjoch), auf der Wanderstrecke (Südseite der Alpen) abschnittsweise erheblich mehr.

Die Route führt durch die Länder Schweiz, Frankreich, Italien, Österreich, Deutschland und nochmals Frankreich und die Schweiz.

Motivation

Abenteuer liegen nicht immer weit weg von zu Hause oder gar auf einem anderen Kontinent. Oft genügt es auch schon, naheliegende Möglichkeiten aufgrund einer einfachen Idee einmal etwas anders als gewohnt zu betrachten und anzugehen.

Hier finden Sie eine Idee dazu - für Ihre selbstgemachte Abenteuerreise. Viel Spass!

Vorbereitung

Ich wähle die Vorgabe, mein Heimatland Schweiz an irgend einem dafür gut geeigneten Ort zu verlassen und dann möglichst grenznah - soweit irgend möglich soll der maximale Grenzabstand 10 Kilometer nicht übersteigen - mit dem Liegerad und zu Fuss zu umrunden. Die Schweiz betrete ich erst wieder, wenn sich der Kreis um die Schweiz geschlossen hat. Und ich will dabei auch gleich die Eignung meines Liegerads "Aeroproject" für eine grössere anspruchsvolle Radreise testen.

Nach dem Verlassen der Schweiz im Norden des Landes soll es per Rad Richtung Westen gehen, um den Genfersee herum und dann durch die französischen zu den italienischen Alpen. Am westlichen Ende des Aostatals am Fuss des Alpenpasses Kleiner Sankt Bernhard will ich vom Fahrrad zu den Wanderschuhen wechseln. Die Wanderausrüstung - vorgängig an diesen Ort geschickt - wird dort auf mich warten. Die zirka 250 Kilometer bis Domodossola werde ich zu Fuss zurücklegen. Rad und Radausrüstung sende ich per Italienische Bahn zum Zielort der Wanderung, um dort wieder auf das Rad umsteigen zu können.

Für die Detailplanung brauche ich jetzt gute Strassen- und Wanderkarten. Die Auswahl ist vor allem für den im Süden in den italienischen Alpen gelegenen Teil der Reise recht schwierig. Da die für den Wanderteil am besten geeigneten Karten des Italienischen Alpenclubs kaum zu bschaffen sind (zum Zeitpunkt dieser Reise steckt das Internet noch in den Kinderschuhen), behelfe ich mir schliesslich mit den guten Wanderkarten des Kompass Verlags. Beim Studium wird schnell klar, dass die Einhaltung des maximal vorgesehenen Grenzabstands im südlichen Teil der Route vermutlich am schwierigsten wird. Es gibt hier wegen den südlichen Ausläufern der Alpen keine mit einem Liegerad befahrbaren Strassen.

Zwei nicht zu ändernde Einschränkungen bringen mich schliesslich vom ursprünglichen Plan ab:
Der Versand der Wanderausrüstung von der Schweiz nach Italien erfordert das Ausfüllen von nicht weniger als sechs! hoch detaillierten Fragebogen für den Zoll, für den Transportunternehmer und für verschiedene Behörden. Zudem kann der  Transportunternehmer nicht garantieren, dass ich die benötigte Ausrüstung auch am von mir vorgesehenen Tag und Ort vorfinden und behändigen kann. Schliesslich bekomme ich die Auskunft, dass der Versand meines Rades in Italien vermutlich nicht per Bahn, sondern per Lastwagen erfolgt oder möglicherweise überhaupt nicht möglich ist.

Aufgrund dieser ungünstigen Situation passe ich meine Vorgabe an.
Ich werde die Schweiz unterwegs zweimal betreten:

  • Beim ersten Eintritt werde ich meine Wandersachen nach Überquerung des Alpenpasses Grosser St. Bernhard in Martigny abholen und anschliessend mit dem Postauto den Startort für die Wanderung in Italien erreichen. Das Rad wird mit der Bahn nach Brig gesandt.
  • Beim zweiten Eintritt werde ich nach meiner Abschluss meiner Wanderung in Domodossola mit der Eisenbahn durch den Simplon-Tunnel nach Brig fahren, dort mein Rad abholen und die Schweiz dann über den Simplon-Pass wieder in Richtung Italien verlassen.

Jetzt muss ich nur noch den Austrittsort festlegen. Dafür wähle ich das für meinen Wohnort günstig gelegene Lucelle im Jura.

Nach der Erstellung des Streckenplans und der Höhenkurven kommen mir dann doch etliche Bedenken. Ich frage mich, ob meine nicht gerade exzellente Fitness und nicht zuletzt auch die für das Vorhaben zur Verfügung stehenden maximal fünf Wochen wohl  ausreichend sein werden. Naja, wir werden sehen - und jede Reise beginnt mit einem ersten kleinen Schritt.

Dann kümmere ich mich um die Ausrüstung:
Wegen der Wanderstrecke finde ich einen Kompass und eine Uhr mit Höhenmesser unabdingbar (1995 ist GPS für Private noch keine bezahlbare Option). Wegen des in abgelegenen Ortschaften eher dünnen Bankennetzes muss ich fünf verschiedene Währungen besorgen: Schweizer Franken, Französische Francs, Italienische Lire, österreichische Schilling und Deutsche Mark (auch den EURO gibt es zur Zeit dieser Reise noch nicht!). Ungeachtet des Ausspruchs des Römischen Kaisers Vespasian, dass Geld nicht stinkt, verstaue ich die vielen unterschiedlichen Scheine und Münzen in Plasticsäckchen, wie sie üblicherweise zur Aufnahme von Hundekot verwendet werden.

Schliesslich ist alles bereit - mit einer vollständigen Rad- und Wanderausrüstung kommt halt doch einiges zusammen.
Jetzt nur noch die Wanderausrüstung und den Radkoffer postlagernd nach Martigny versenden, dann geht es los.

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