Rund um die Schweiz - Eine Reise im Grenzbereich

Annecy - Pré St. Didier

Annecy - Pré St. Didier

Erste Alpenpässe

Und wieder breche ich früh morgens auf, um die geringe Abkühlung während der Nacht zu nutzen.  Dem Lac d'Annecy entlang geht es in Richtung Ugine. Von fern grüssen die ersten Berge im ersten Morgenlicht. Kurz nach Ugine habe ich ein richtig nervös machendes Erlebnis im Aufstieg zum Col de la Forclaz. Liegeradler scheinen eine besondere Anziehungkraft auf Hunde auszüben. Möglicherweise trägt der ungewohnte Anblick, vielleicht aber auch die ideale "Beisshöhe" dazu bei, dass die meisten von ihnen beim Anblick meines Gefährts und seines Reiters völlig durchdrehen und sich unbesehen und aggressiv gleich auf mich stürzen wollen. Im steilen Anstieg sehe ich im Rückspiegel, dass mir zwei grosse Hunde folgen. Sie halten einen Abstand von wenigen Metern, machen aber zum Glück keine Anstalten, noch näher heranzukommen. Nach einiger Zeit sehe ich mit Erleichterung, dass sie plötzlich verschwunden sind. Nach der nächsten Kurve wird aber klar, dass sie bloss eine Abkürzung genommen haben und mir etwas weiter die Strasse hinauf erwartungsvoll entgegenblicken ... Diese zwei waren aber glücklicherweise nur von der neugierigen und nicht von der aggressiven Sorte - puh!

Kurz darauf treffe ich Mike aus den USA. Wir veranstalten einen Wettbewerb, ob man mit einem bepackten Mountainbike oder mit einem ebensolchen Liegerad schneller einen Pass hinauffahren kann. Der Wettbewerb endet damit, dass ich an meinem linken Schuh die Schuhplatte herausreisse und prompt auf die Nase falle. Die erforderliche Schuhreparatur gibt mir dann die nötige Musse, um die grossartige Aussicht zu bewundern.  Kurz vor der Passhöhe des Cormet de Roselend wird der Stausee Beaufort sur Doron passiert, und dann sind wir beide fast gleichzeitig endlich oben.

Mike hat auf mich gewartet, damit jemand von uns ein gemeinsames "Gipfelphoto" machen kann. Die Abfahrt hinunter nach Bourg St. Maurice ist steil, die Strasse ist stellenweise recht uneben und löchrig. Ein Rennfahrer an der Tour de France ist auf dieser Strasse vor einigen Jahren ums Leben gekommen. Nach der Ankunft in Bourg St. Marice klettere ich noch die wenigen Höhenmeter hinauf bis nach Seez. Das etwas oberhalb von Bourg St. Maurice gelegene ruhige Dorf bietet einige angenehme Hotels und Restaurants.  Auch hier trocknet die abendliche Hitze meine frischgewaschenen Sachen rasch und gründlich. Bei einem kleinen Rundgang durch das Dorf entdecke ich einige malerische Winkel und Ecken. Im alten Dorfteil findet man noch heute die für diese Gegend typischen, mit Steinplatten gedeckten Häuser.

Einige der Einkünfte im von vollständig von hohen bergen umgebenen Tal stammen offensichtlich aus der ausgiebigen Nutzung der Wassrkraft zur Produktion von Elektriozität. Heute hält mich das andaurnde Summen der grossen Generatoren lange zeit wach.

Nach einer trotz allem erholsamen Nacht sieht mich die aufgehende Morgensonne bereits auf halber Höhe zum Pass des Kleinen Sankt Bernhard. Die Kontraste zwischen alt und neu sind unübersehbar: Ein konventioneller Speicher und die Hinterlassenschaft der Olympischen Spiele in Annemasse stehen direkt nebeneinander. Der Pass ist leicht zu fahren, und ich bin schnell oben.
Hier ist es sehr kalt, der Himmel ist bedeckt und es weht ein eisiger Wind.  Nicht einmal der "kleine Sankt Bernhard", eine Miniaturausgabe des Bernhardiner Hundes, hält mich länger hier oben. Eine ausgezeichnete Strasse mit weit geschwungenen Kurven und gleichmässigem Gefälle führt hinunter ins Aostatal. Da sie nicht besonders steil ist, sause ich ohne zu bremsen hinunter ins Tal. Das ist eine der schönsten und längsten Abfahrten der Alpen, die ich kenne. Ab der Passhöhe bis Aosta geht es mit Ausnahme einer kleinen Gegensteigung auf halbem Weg nur noch bergab. Ich liebe es!

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