Rund um die Schweiz - Eine Reise im Grenzbereich

Rifugio Barmasse - Brig

Rifugio Barmasse - Brig

Auf der Grande Traversata delle Alpi

Vom Rifugio Barmasse aus sind die Auswirkungen intensiven Wintersports zu sehen - Alles wurde mit Baggern plattgemacht. Sie stehe noch überall herum; die Skipisten wollen ja auch im nächsten Winter wieder glattgehobelt werden! Trotz allem Verständnis für die existenzsichernden Massnahmen - die ökologischen Auswirkungen dieses Tuns dürften verheerend sein.

Die auf Steine gepinselten gelben Markierungen geben die Sicherheit, auf dem richtigen Weg zu sein. Auf dem Weg hinauf zum Col d'Olen zieht Nebel auf, und es beginnt bald einmal leicht zu schneien. Doch dann kommt es endlich in Sicht: Das Rifugio Citta di Vigevano Guglielmina (2864 m). Ende des achtzehnten Jahrhunderts von einer englischen Schiffahrtsgesellschaft errichtet, wird das in seinem ursprünglichen Zustand belassen Hotel heute von einer italienischen Familie bewirtschaftet. Der Empfang ist warm und herzlich, das Essen ausgezeichnet. Ein Ort, den ich gerne wieder einmal besuchen möchte! Die grandiose Aussicht auf das Monte Rosa Massiv - man ist hier sehr nahe dran - ertrinkt leider im undurchdringlichen Nebel. Beeindruckend ist aber auch die Aussicht in der Bar auf die riesige Grappa-Sammlung (italienischer Traubenschnaps) des Hotelbesitzers. Meine Bitte, mir nur ein einziges Glas von seinem besten Grappa einzuschenken, bewegt ihn zu einem ausgiebigen Test seines reichhaltigen Angebots. Er hat über fünfundvierzig(!) verschiedene Sorten in seinem Schrank, und man kann sich leicht vorstellen, wie sich ein solcher Versuch auf den tester auswirkt. Ich gehe schlafen, bevor sich die Ergebnisse seines Tuns richtig abzeichnen können.

Am nächsten morgen, es ist immer noch saukalt und trüb, geht es hinunter nach Alagna Val Sesia. Gezeichnet von den vorangegangenen Wandertagen werde ich heute eine etwas kleinere Etappe gehen. Mein Weg führt durch winzige Weiler mit zwei bis drei Häusern udn vorbei am Transportmittel der Alpen, zwie Maultieren mit grossen Ladungen. Auch heute noch sind etliche der hochgelegenen und abgeschiedenen Dörfer nur zu Fuss zu erreichen. Grössere Lasten bringt die Maultierpost.

Bemerkenswert finde ich auch die Walserhäuser mit ihren grossen Veranden. Auf an diesen horizontal angebrachten Stangen wird das frischgeschnittene Gras unter dem Schutz des Daches aufgehängt und getrocknet. Sehr praktisch!

Obwohl wie überall unten im Tal reger Ferienbetrieb herrscht, ist jeweils in einer Höhe von ein bis eineinhalb Stunden Wanderung ab Talboden kaum mehr jemand anzutreffen. Ich bin ganze Tage hindurch gegangen, ohne einen einzigen Menschen zu sehen.
Und wer sie wirklich sucht, wird sie auch heute noch immer finden, die idyllischen und ruhigen Teile der alten Dörfer im Tal.

Es gab aber auch Begegnungen mit Tieren. An den Steinbock bin ich leider nicht näher herangekommen. Aber an einem anderen Ort bin ich, genau beobachtet von einem neugierigen Hund auf dem Dach einer Alphütte, mehr als eine Stunde zu dieser Hütte aufgestiegen. Sobald ich die Hütte passiert habe, erlischt sein Interesse und er kehrt auf seinen Aussichtsplatz zurück.

Jedesmal hochwillkommen ist das Gipfelkreuz, zeigt es doch an, dass ein weiterer Pass endlich erklommen ist. Der letzte Abstieg meiner Wanderung gestaltete sich ausserordentlich schwierig. Der auf der Karte eingezeichnete Weg existiert nicht mehr. Nach einem sehr steilen Abstieg durch eine felsige Partie folgte eine endlose Querung auf einem rutschigen, abschüssigen Grashang. Aber dann war es beinahe geschafft. Nun geht es ein letztes Mal steil hinunter, und zwar nach Bannio.

Der fortgeschrittene Nachmittag findet mich dann auf den dreizehn Kilometern der heissen Teerstrasse hinunter nach Piedimulera. Es ist unglaublich heiss, hier zu wandern. Und die alle hundert Meter stehenden Wegmarkierungen geben ein Gefühl dafür, wie langsam man zu Fuss unterwegs ist. Aber dann liegt auch der bisher unangenehmste Teil der Wanderung, ein mehrere hundert Meter langer Tunnel ohne Beleuchtung, hinter mir. Im Tunnel drin war es stockdunkel. Dicht an die Wand gepresst wartete ich jeweils das Passieren eines Autos ab, um dann in Erinnerung an die von den Scheinwerfern beleuchtete Wegstrecke ein kurzes Stück gehen zu können, bis zum Abwarten der Durchfahrt des nächsten Autos.

Aber dann bin Ich am Ziel der Wanderung! Nach acht Tagen voller Strapazen und unvergesslicher Erlebnisse erreiche ich Piedimulera im Valle d'Ossola. Bald stelle ich fest, dass es hier keine Herberge gibt. Das nächste Motel liegt in einer Entfernung von einigen Kilometern an der Autobahn. Ich bin zu müde, um weiterzugehen. So warte ich denn am verrammelten Bahnhof von Piedimulera - es hängt auch nirgends ein Fahrplan aus - auf einen Zug, der mich von hier wegbringen wird.

Es hat geklappt. Nach Einbruch der Dunkelheit treffe ich in Brig ein, wo ich problemlos eine Unterkunft für die Nacht finde.

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