Rund um die Schweiz - Eine Reise im Grenzbereich

Brig - Bormio

Brig - Bormio

Vom Simplon zum Stilfserjoch

Nach dem verdienten Ruhetag geht es mit dem Rad weiter. Es regnet. Die Lastwagen nebeln mich mit Sprühwasser ein. Der starke Verkehr auf der Passtrasse setzt mir zu. Wie hektisch erscheint mir jetzt der Strassenverkehr nach diesen acht Wandertagen in der Ruhe der Berge! Unangenehm ist mir auch das langsame Bergauffahren in den langen Galerien mit schlechter Sicht und ohne jede Ausweichmöglichkeit. Aber schliesslich ist es geschafft. Ich bin auf der Passhöhe und damit einmal mehr in Italien.

Die Abfahrt hinunter ins Val d'Ossola ist grossartig. In Crevola d'Ossola zweige ich links ab in Richtung Langensee. Diese kleine Strasse hat es in sich. Sie ist sehr schmal. Etliche gebogene Tunnel ohne jede Beleuchtung sind zu durchfahren. Jedes Geräusch wird mehrfach verstärkt. Das Brüllen der hier verkehrenden Lastwagen schüchtert mich ein, auch lässt sich nicht feststellen, ob das nächste Fahrzeug von vorn oder von hinten auf mich zukommt. Wegen der starken Steigung bin ich sehr langsam. Ich hoffe jedesmal, dass die Autofahrer wach und aufmerksam sind und mich mit meinem eingeschalteten Licht auch rechtzeitig sehen. Das war rückblickend gesehen das einzige Mal auf dieser Reise, dass ich wirkliche Angst verspürt habe.

Aber endlich liegen diese grässlichen Tunnel hinter mir. Die hoch dem Hang entlang führende Strasse ermöglicht immer wieder eindrückliche Ausblicke auf den in der Tiefe dahinströmenden Bach. Und dann kommt das am Langensee gelegene Cannobio in Sicht. Von hier aus wollte ich eigentlich nach Livino übersetzen. Aber es sollte nicht sein.

Nachdem ich während mehr als einer Stunde auf den Kapitän des Schiffes gewartet habe - die Mannschaft erklärte sich als unzuständig für den Entscheid bezüglich der Mitnahme meines Fahrrades - erschien dieser, schaute mein Liegerad kurz an, befand "troppo lungo" (zu lang), und zu war die Tür und weg war das Schiff.

Dieses Erlebnis verhalf mir zu weiteren dreissig Kilometern auf der stark befahrenen Strasse entlang des Sees bis nach Intra/Verbania. Hier setzte mich dann ein etwas grösseres Schiff problemlos zusammen mit meinem "troppo lungo" Liegerad nach Laveno über. Kurz nach Como finde ich ein Hotel für die Nacht.

Am nächsten Morgen geht es wieder in Richtung Alpen. Am Ufer des Comersees finden sich prächtige Villen mit grossartiger Aussicht und kleine, malerische Dörfer. In Bellagio bringt mich die Fähre hinüber nach Marenna. Kurz darauf mache Ich eine kleine Rast am Fluss. Der zunehmende Autoverkehr hat mich für eine kurze Weile von der Strasse vertrieben. Wie heisst es doch im Radio: "Stockender Kolonnenverkehr"!

Die mehrere Kilometer lange stehende Autokolonne, verströmt Unmengen von Abgasen. Kaum einer stellt seinen Motor ab.
Die nahe an mir vorbeidonnernden Lastwagen machen mich nervös. Auf dem Liegerad sitzt man halt doch verdammt tief! Wenn dann die Chauffeure auch noch begeistert direkt neben mir ihre unglaublich lauten Hörner erschallen lassen lassen, zucke ich jedesmal zusammen.

Und dann beginnt es zu regnen. Es giesst wie aus Kübeln. Unter einer Brücke suche ich Schutz vor dem Wetter. Bald erhalte ich Gesellschaft von einer ganzen Reihe Motorradfahrer, die dasselbe Bedürfnis haben. Während der nächsten halbe Stunde bieten die an der Brücke angeklebten, zerrissenen Zirkusplakate mit dem Tiger und der leichtbekleideten Schönheit die einzige Abwechslung.

Es ist Ferienzeit und daher schwierig, in Bormio ein freies Zimmer zu finden. Im Hotel Posta werde ich endlich fündig. Es trägt seine vier Sterne zu Recht, ist es doch das einzige Hotel, in dem mir mein Liegerad vom Hoteldiener parkiert (!) und auch das Gepäck aufs Zimmer getragen wurde. Nur die Portionen der ausgezeichneten Küche sind eher auf weniger aktive Gäste ausgerichtet. Zum Erstaunen des Personals vertilge ich hier problemlos zwei vollständige Menus einschliesslich Nachtisch hintereinander.

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